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Das war für mich ein Glücksgriff
Das war für mich ein Glücksgriff

„Das war für mich ein Glücksgriff“

Interview mit Matthias Pietzcker über die Übergabe der Stiftung Johann Koop Testament Gotteswohnungen an die Diakonie Hamburg

Herr Pietzcker, Sie haben über zehn Jahre lang die Koop-Stiftung geführt. Was ist das für eine Stiftung?
Die Stiftung wurde vor über 400 Jahren von Johann Koop gegründet – einem Kaufmann, dem es gut ging, und der aus Dankbarkeit armen und bedürftigen Frauen eine Wohnstatt ermöglichen wollte. Das ist über viele Generationen weitergeführt worden – und seit einigen Generationen auch in meiner Familie. Wir hatten früher Standorte an anderen Orten, aber heute befindet sich das Wohnstift mit 21 Wohnungen in der Frickestraße.

Ihre Familie war also lange eingebunden?
Ja. Mein Vater hat die Stiftung stark geprägt. Er war jahrzehntelang ehrenamtlicher Vorstand, hat viel renoviert, war jede Woche vor Ort, hat Gespräche mit den Bewohnerinnen geführt – oft in der Waschküche. Das war keine bloße Verwaltung, das war Nähe. Gemeinsame Weihnachtsfeiern mit den Bewohnerinnen in der Kirchengemeinde waren selbstverständlich. Das gehörte einfach zum Familienleben.

Sie haben das Amt übernommen – was hat sich verändert?
Ich habe die Stiftung zehn Jahre geführt. Ich habe sehr viel Herzblut hineingesteckt – gleichzeitig habe ich gemerkt: Die Anforderungen sind gestiegen. Die Bewohnerinnen – völlig zu Recht – erwarten, dass Dinge schnell geregelt werden. Früher war da oft mehr Verständnis, wenn etwas nicht sofort lief. Heute ist die Anspruchshaltung professioneller, verbindlicher geworden – das betrifft nicht nur den Umgang, sondern auch die wirtschaftliche Seite. Und irgendwann war klar: Das lässt sich ehrenamtlich auf Dauer nicht mehr stemmen, auch wenn man alles gibt.

War das der Grund, die Stiftung abzugeben?
Ja, ich wollte nicht, dass das irgendwann einfach aufhört. Es war mir wichtig, dass das weitergeht – aber in einer Struktur, die es tragen kann. Früher habe ich vieles einfach selbst übernommen, auch finanziell. Aber irgendwann merkt man: Das geht nicht ewig. Man braucht eine Lösung, die professionell ist – und trotzdem menschlich.

Wie sind Sie dann auf die Diakonie Hamburg gekommen?
Ich habe gezielt nach einem Ort gesucht, an dem beides möglich ist – Struktur und Haltung. Und ich habe in der Diakonie genau das gefunden: professionelles Stiftungsmanagement und ein echtes Interesse am Menschen. Das war für mich ein Glücksgriff – ich bin immer noch glücklich drüber.

Was hat Sie besonders überzeugt?
Dadurch, dass der Charakter der Stiftung weiterlebt und in ein professionelles Umfeld eingebettet ist, kann sie jetzt zukunftsfähig weitergeführt werden. Und gleichzeitig gibt es diesen diakonischen Blick: Die Bewohnerinnen sind nicht einfach Mieterinnen, sondern Menschen mit Geschichten. Das ist für mich der entscheidende Unterschied.

Gab es auch schwierige Momente?
Natürlich. Ich musste mich auch von einer gewissen Vorstellung verabschieden – dass man alles irgendwie persönlich regelt. Früher habe ich lieber eine Spende gemacht, statt über Betriebskosten oder Mieterhöhungen zu diskutieren. Aber wenn man will, dass die Stiftung langfristig besteht, braucht es wirtschaftliche Klarheit. Das war nicht immer einfach – aber notwendig.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft der Stiftung?
Ich wünsche mir, dass das Haus langfristig erhalten bleibt – auch baulich. Dass es wirtschaftlich auf stabilen Füßen steht. Und dass es weiterhin ein Ort ist, an dem Frauen mit ganz unterschiedlichen Lebensläufen sich angenommen fühlen. Wenn das gelingt, bin ich sehr dankbar.

Würden Sie anderen Stifter*innen empfehlen, sich dem Diakonie-Stiftungsverbund wie der Diakonie anzuschließen?
Ja, unbedingt. Eine Stiftung ist auf Gemeinnützigkeit und Langfristigkeit angelegt. Im Stiftungsverbund ist das viel besser gewährleistet. Man trifft auf Menschen, die sich fachlich auskennen – und gleichzeitig den Menschen sehen. Das stärkt den gemeinnützigen Sinn einer Stiftung mehr, als wenn man alleine versucht, das irgendwie am Leben zu halten.