Christin Laudon ist Leiterin des Hilfsprojektes „Sperrgebiet“. Ihr ist wichtig, dass Sexarbeit mehr akzeptiert und nicht tabuisiert wird. Dann wäre für viele Frauen der Ausstieg leichter.
Christin Laudon ist Leiterin des Hilfsprojektes „Sperrgebiet“. Ihr ist wichtig, dass Sexarbeit mehr akzeptiert und nicht tabuisiert wird. Dann wäre für viele Frauen der Ausstieg leichter.
Wir sind viel als Straßensozialarbeiterinnen unterwegs. Gleichzeitig haben wir auch offene Sprechzeiten für die Frauen in unseren Räumlichkeiten. Uns ist es ganz wichtig, einen Schutzraum für die Frauen zu bieten – Männer haben keinen Zutritt. Die Frauen können sich bei uns aufwärmen, etwas essen und die Hilfe unserer Ärztin in Anspruch nehmen. Meine Kolleginnen beraten und unterstützen sie bei ihren Alltagsthemen – und, wenn sie wünschen, auch beim Ausstieg.
Die Straßensozialarbeit ist die Brücke zu uns in den Schutzraum. Wir suchen die Frauen und Mädchen in St.Georg und St.Pauli an ihren Arbeitsplätzen auf, versuchen in Kontakt zu kommen und Vertrauen aufzubauen. Wir laden sie zu uns ein und bieten Hilfe an. Es gibt viele Parallelen zu Teresa Jakobs und ihren Kolleg*innen (Siehe Interview Teresa Jakobs).
Nicht in dem Sinne obdachlos wie man sich das vielleicht vorstellt. Viele schlafen nicht dauerhaft auf der Straße, weil sie sich anders organisieren. Sie kommen z.B. zweitweise bei Freiern unter (gegen Dienstleistungen) oder sie mieten sich von ihrem wenigen Geld ein Zimmer für die Nacht. Wie die Menschen, die dauerhaft auf der Straße leben, müssen auch die Frauen von Tag zu Tag schauen und sich in sehr prekären Verhältnissen organisieren. Es kommt erschwerend hinzu, dass viele der Mädchen und Frauen Gewalterfahrungen machen.
Vor allem sexualisierte Gewalt. Sie sind den Freiern ausgeliefert, wenn sie sich in deren Privaträumen aufhalten. Hier sieht und hört sie keiner und die Möglichkeit der Flucht ist begrenzt. Aber auch zwischen den Frauen gibt es Streitigkeiten um Kunden und Plätze. Auch dass sie der Polizei und den Behörden schutzlos ausgeliefert sind, ist für die Frauen bedrohlich, da ihnen z.B. ihre Pässe abgenommen werden. In St. Georg ist die Prostitution verboten und die Polizei kontrolliert viel und greift hart durch. Egal ob die Frauen physische und/oder psychische Gewalt erleben – es ist ein schwerwiegendes Problem für die Frauen, weshalb es so wichtig ist, dass wir Sicherheit und Rückzugsmöglichkeiten bieten.
Es braucht allgemein mehr Schutzräume und Angebote für Frauen. Neben dem Sperrgebiet gibt es nur sehr wenige Angebote! Die Frauen schlafen lieber auf der Straße als im Winternotprogramm der Stadt. Denn die Unterkünfte sind von Gewalt geprägt – vor allem als Sexarbeiterinnen erfahren sie hier Übergriffe.
Allgemein braucht es in der Gesellschaft eine bessere Akzeptanz für die Sexarbeit, damit der Ausstieg für die Frauen leichter wird. Wenn man offen damit umgehen kann, dass man in dem Bereich gearbeitet hat und es nicht als Makel angesehen wird, ist es leichter neue Perspektiven zu ergreifen.
Ich fahre gerne raus aufs Land und lasse die Stadt hinter mir. Ich versuche mich dann nur mit schönen Dingen zu beschäftigen z.B. Bücher und Filme ohne Gewalt und Krisen.
Wenn ich in unserer Öffnungszeit viele lachende Frauen gehört habe, sie sich wohlgefühlt haben und die Stimmung gut war. Wenn ich das Gefühl habe, dass wir unseren Frauen einen guten und sicheren Schutzraum bieten konnten, in dem sie sich wohlgefühlt haben.
Begleiten Sie die Straßensozialarbeiterinnen durch St. Georg und um den Hauptbahnhof. Erfahren Sie vor Ort, vor welcher Herausforderung obdachlose Menschen und vor Allem Frauen auf der Straße stehen und wie wir hier konkret helfen können. Kommen Sie mit den Expertinnen ins Gespräch.
Anmeldung:
Telefonisch unter 040 30620-261 oder per Mail spenden@diakonie-hamburg.de